Viele Menschen hoffen dennoch darauf, dass es der japanischen Regierung gelingt, Schulen, Bauernhöfe, öffentliche Einrichtungen und die Häuser von den strahlenden Partikeln zu befreien. 2012 will man mit einer großangelegten Dekontaminationsaktion starten. Schon jetzt ist klar, dass dafür gewaltige Bodenmengen entsorgt werden müssen.Es war einst die grüne und fruchtbare Heimat Tausender Japaner, jetzt ist sie zur unbewohnbaren Einöde geworden: Die Region um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima Daiichi ist radioaktiv kontaminiert - teilweise wird sie wohl für immer unbewohnbar bleiben. Riesige Mengen radioaktiver Partikel wurden durch die Explosionen in den Reaktoren 1, 2 und 3 in die Luft geblasen und auf dem japanischen Erdreich sowie über dem Meer verteilt.
Jetzt haben japanische Forscher im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" erstmals eine Untersuchung veröffentlicht, die den Grad der radioaktiven Kontamination beziffert: Die Wissenschaftler um Tetsuzo Yasunari von der Nagoya University berechneten, wie viel radioaktives Cäsium 137 in Folge des Reaktorunglücks in die Umwelt entwichen ist.
Anhand meteorologischer Daten vom 20. März bis 19. April schätzten die Forscher jene Cäsium-137-Mengen ab, die in die Atmosphäre und auf den Boden in sämtlichen Präfekturen Japans gelangten. Die Tage zuvor werteten sie nicht: Die kontaminierten Luftmassen seien größtenteils auf den Pazifischen Ozean geweht worden, schreiben die Forscher.
Cäsium 137 zerfällt nur sehr langsam
Der Analyse nach wurden vor allem die Böden in weiten Gebieten im Osten und Nordosten des Inselreichs mit Cäsium 137 verseucht. Der Westen des Landes sei von den Bergen weitgehend vor stärkerer Kontamination geschützt worden. Das radioaktive Element entsteht neben anderen radioaktiven Isotopen als Spaltprodukt bei der Kernspaltung von Uran. Im Gegensatz aber etwa zu Jod 131, das nach rund acht Tagen zur Hälfte zerfallen ist, hat Cäsium 137 eine Halbwertszeit von 30 Jahren und ist damit besonders gefährlich, da es auf Jahrzehnte Auswirkungen auf die Landwirtschaft und das Leben der Menschen in den betroffenen Gebieten hat.
So findet man 25 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl heute noch immer Cäsium 137 in Pilzen und in Fleisch von Wildschweinen aus Bayern. Werden die Grenzwerte überschritten, müssen die Nahrungsmittel entsorgt werden und dürfen nicht in den Handel.
In den meisten östlichen Gebieten Japans, so das Fazit der Wissenschaftler, seien die Böden mit mehr als 1000 Megabecquerel pro Quadratkilometer kontaminiert worden. In den Präfekturen nahe des Kernkraftwerks lägen die Werte sogar bei mehr als 10.000 Megabecquerel pro Quadratkilometer. Am höchsten waren die Werte in unmittelbarer Umgebung zum AKW mit mehr als 100.000 Megabecquerel.
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