In Reaktor 2 des japanischen AKW gebe es Anzeichen von erneuter Kernspaltung, gab der Betreiber der Atomruine, Tepco, am Mittwoch bekannt.
Von PETRA KOLONKO, TOKIO Im Reaktor 2 des beschädigten Kernkraftwerks Fukushima Daiichi ist es anscheinend vor kurzem zu einer Kernspaltung gekommen. Wie der Kraftwerksbetreiber Tepco am Mittwoch in Tokio mitteilte, wurde in Gas, das am Dienstag aus dem Sicherheitsbehälter des Reaktors entnommen wurde, Xenon 133 und Xenon 135 festgestellt. Die beiden Substanzen entstehen bei atomaren Reaktionen und haben beide eine kurze Halbwertzeit.
Man könne die Wahrscheinlichkeit einer kleinen Kernspaltung nicht ausschließen, sagte ein Tepco-Sprecher. Es bestehe keine neue Gefahr, Temperatur und der Druck im Reaktor hätten sich kaum geändert. Auch sei an den Messposten des Kernkraftwerks keine erhöhte radioaktive Strahlung gemessen worden. Nach der Entdeckung des Xenon hat Tepco Borsäure-Lösung mit dem Kühlwasser in den Reaktor eingeleitet, um eine Kettenreaktion aufzuhalten.
Die japanische Atomaufsichtsbehörde Nisa glaubt nicht, dass die Gefahr einer abermaligen Kernschmelze besteht. Die Dichte des Xenon sei niedrig und die Temperatur im Reaktor unverändert. Man will jetzt aber überprüfen, ob nach der Einleitung von Bor noch weiter Xenon nachgewiesen wird. Nisa-Sprecher Moriyama sagte, es sei schwierig festzustellen, wie viel nuklearer Brennstoff noch im Sicherheitsbehälter von Reaktor 2 sei.
Nisa wollte sich auch noch nicht dazu äußern, ob die vermutete Kernspaltung den Zeitplan von Tepco zur Kontrolle des Kernkraftwerkes verzögern wird. Nach dem Zeitplan soll bis zum Jahresende eine „kalte Abschaltung“ des havarierten Kernkraftwerks erreicht sein. Wissenschaftler wie Koji Okamoto von der Tokio-Universität sagen, dass man nicht von einer „kalten Abschaltung“ sprechen könne, wenn es noch Kernspaltungen gebe.
Bei dem Atomunfall nach dem Erdbeben und Tsunami vom 11. März war es in drei Reaktoren von Fukuhsima Daiichi zu Kernschmelzen gekommen. 80.000 Menschen mussten aus dem Umkreis des Kernkraftwerks evakuiert werden. Derzeit besteht wegen Verstrahlung noch eine Sperrzone von 20 km um das Kernkraftwerk.
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