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Samstag, 3. Dezember 2011

Von Abklingbeckenkrise und radioaktivem Niederschlag (spreadnews.de)


2. Dezember 2011, Autor: 
Fukushima Abklingbecken von Reaktor 4 im Juni 2011, (Foto: TEPCO)
Abklingbecken von Reaktor 4 im Juni 2011, (Foto: TEPCO)
Das man knapp einer Katastrophe entgangen ist, merkt man meist erst hinterher und vielleicht auch gar nicht – wenn man weiterhin mit dem Versuch beschäftigt ist eine Weitere zu verhindern, auch wenn man bereits mittendrin ist. Mit diesen Worten lässt sich der Effekt beschreiben, den man beim bekannt werden neuer Meldungen, sowohl zu dem was im AKW Fukushima aktuell geschieht, als auch in der Vergangenheit geschah, jedoch jetzt erst bekannt wird.
Der Schutz der Kinder vor radioaktiver Belastung ist eines der Themen, die Japanern in Zeiten der Fukushima-Krise wichtig ist und so hat jede Schutzmaßnahme der Regierung vermutlich auch ein wenig etwas mit der Hoffnung der Behörden zu tun, den Ängsten und vor allem auch der drängenden Fragen der Bevölkerung zu begegnen.  Konkrete Fukushima News nun im Spreadnews Japan-Ticker vom 02. Dezember 2011....
Freilegung von Brennstäben in Abklingbecken drohte: Unter Berufung auf  mit den Umständen vertrauten Quellen, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo, dass in einer Studie des Energiekonzerns TEPCO unter anderem beunruhigende Informationen über die Situation im Abklingbecken von Reaktor 4 enthalten sind. Nachdem im Zuge der Krise am 11. März auch die Kühlung im Reaktor 4 versagt hatte, sei der Wasserstand kurzzeitig so weit gefallen, dass die Freilegung der abgebrannten Brennstäbe drohte.
Lediglich anderthalb Meter Wasser trennten die Brennelemente von der Wasseroberfläche, da die Flüssigkeit im Kühlbecken durch die Hitze verdampfte. Normalerweise betrage die Distanz zwischen den dort gelagerten Brennstäben und der Wasseroberfläche sieben Meter.
Der Wasserstand blieb der Studie zufolge, mindestens bis zum 20. April, schätzungsweise über einen Monat vergleichsweise niedrig. Währen die Kühlarbeiten durch die Einspeisung von Wasser nicht durchgeführt worden, wäre es Anfang Mai zu einer Freilegung der Brennelemente gekommen, schlussfolgert TEPCO.
Webcams für Einwohner von Iitate: In der Stadt Iitate, die nach den Naturkatastrophen vom 11. März und dem damit verbundenen Anstieg der Strahlung evakuiert werden musste, wurden nun vier Webcams installiert, die sowohl den früheren Einwohnern einen Blick auf die Straßen der Stadt ermöglichen, als auch einer Meldung der Nachrichtenagentur jiji zufolge, der Überwachung diene um Plünderungen und Diebstähle in den leerstehenden Gebäuden zu verhindern.
Forschungen errechnen 50 Mal höheren radioaktiven Niederschlag: Wie das meteorologische Forschungsinstitut (MRI) am gestrigen Tag bekannt gab, ist die Menge an radioaktivem Niederschlag in Tsukuba (Präf. Ibaraki) wo sich das Institut befindet, mit fast 30.000 Becquerel an radioaktivem Cäsium-137 pro Quadratmeter insgesamt 50 Mal höher  als der bisher höchste in Tokyo gemessene Wert aus dem Jahr 1963. Der damals festgestellte Wert von 550 Becquerel war auf Atomversuche zurückzuführen, so die Asahi Shimbun.
Das Forschungsinstitut, dass der japanischen Meteorologiebehörde in Tokyo angeschlossen ist, geht davon aus, dass das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi mindestens 3.500 Billionen Becquerel von jeweils Cäsium-136 und Cäsium-134 in den Pazifik freisetzte. Im April und Mai entnommenen Meerwasserproben zeigten, dass sich radioaktives Material des Kraftwerks über weite Gebiete des Nordpazifik verbreitet hatte, so dass der radioaktive Niederschlag auch an der Westküste der USA nachgewiesen werden konnte.
Das besondere an diesen Ergebnissen, die nach Ansicht des Instituts nahelegen, dass es noch Jahrzehnte dauern werde, bis in Tsukuba wieder Werte wie vor der Fukushima-Katastrophe gemessen werden könnten und aufgrund derer eine langfristige Beobachtungen des Nordpazifiks empfohlen wird, sind unter schwierigen Bedingungen ermittelt worden, da am 31. März und damit einen Tag vor Beginn des Fiskaljahres die Forschungsgelder überraschend eingestellt und die Forscher angewiesen worden waren, ihre Messungen einzustellen. Die aktuellen Ergebnisse sind daher auf Wissenschaftler zurückzuführen, welche die entsprechende Anordnung ignorierten und weiterforschten.
Japans älteste Bürgerin gestorben: Wie das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Soziales mitteilte, verstarb am heutigen Freitag mit Chiyono Hasegawa Japans älteste Bürgerin im Alter vom 115 Jahren in einem Altersheim der Präfektur Saga  aufgrund von Altersschwäche.  Die ältesten Menschen in Japan sind nun Jiroemon Kimura (114 Jahre) aus der Präfektur Kyoto der gleichzeitig auch der älteste Mann der Welt ist, sowie eine 113 Jahre alte Frau aus der Präfektur Kanagawa. Eine entsprechende Meldung gab es etwa von der Nachrichtenagentur jiji.
Allergikermaske gegen Cäsium: Nachdem es Besorgnis gegeben hatte, dass radioaktiv belastete Pollen sich über große Distanzen hinweg ausbreiten könnten, hat Shogo Higaki, Forscher an der Universität Tokyo und dort am Radioisotopenzentrum beschäftigt, nach mehreren Tests festgestellt, dass Atemmasken wie sie für Allergiker mit Heuschnupfen verkauft werden, praktisch gänzlich die Inkorporation von Cäsium in Pollen und Staub durch Einatmen verhindern, auch die Aufnahme von radioaktivem Jod werde verringert. Seine Erkenntnisse stellte Higaki am 30. November bei einem Treffen der Japanese Society of Radiation Safety Management (JSRSM) in Yokohama vor.
Erdbebenwarnsystem am Japangraben geplant: Kosten in Höhe von schätzungsweise 32 Milliarden Yen will die japanische Meteorologiebehörde für ein Projekt ausgeben, mit dem eine frühere Warnung bei Erdbeben und damit verbundene Tsunami ermöglicht werden soll. Zu diesem Zwecken sollen an 154 Stellen des so genannten Japangrabens Unterwassergeräte zur Messung von Erdbeben angebracht werden, die  dann von den Seismographen und anderen Geräten erfassten Daten in Echtzeit an Küstenstationen übermitteln. Die 2012 beginnenden Arbeiten sollen in Bereichen an der Präfektur Aomori und damit im Norden von Japans Hauptinsel Honshu und der  Halbinsel Boso im Osten Japans stattfinden, da dort die Gefahr eines großen Erdbebens als hoch eingeschätzt wird.
Grenzwert für Schulmahlzeiten erlassen: Nachdem eine Änderung der vom Gesundheitsministerium festgelegten Grenzwerte für Lebensmittel wahrscheinlich ist, hat das Bildungsministerium bereits jetzt Grenzwerte für Schulmahlzeiten erlassen und die Präfekturen im Osten Japans angewiesen entsprechende Prüfgeräte zu kaufen.
Der festgelegte Grenzwert von 40 Becquerel oder weniger pro Kilogramm pro Schulmahlzeit liegt deutlich unter den provisorischen  Werten der Regierung für Lebensmittel von 200 Becquerel für Trinkwasser, Milch und Milchprodukte und den 500 Becquerel pro Kilo für Getreide, Gemüse, Fisch und Fleisch. Zudem müssten auch Einzelzutaten bereits vor der Zubereitung getestet werden. Welche Zutaten getestet und welche Maßnahmen unterhalb des Grenzwertes getroffen würden, liegt in der Verantwortung der einzelnen Präfekturen und Gemeinden.
Das Vorgehen bei Überschreitung der Grenzwerte ist dem Artikel der Asahi Shimbun nach, bereits geregelt. Demnach wird, sofern lediglich eine Zutat betroffen ist, die Mahlzeit dennoch ausgegeben, nachdem die kritische Zutat entfernt wurde. Sind mehr Zutaten von den Überschreitungen betroffen und die Zubereitung der Mahlzeit dadurch erschwert, darf nur Brot und Milch ausgegeben werden.
Die Bekanntmachung wurde an alle sechs Präfekturen in der Region Tohoku, alle zehn Präfekturen der Region Kanto Koshinetsu sowie  die Präfektur Shizuoka übermittelt. Damit sind 17 Präfekturen im Osten Japans von der Neuregelung betroffen.

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